Neues aus der Praxis
In meiner psychologischen Praxis arbeite ich vorwiegend mit
Kindern und deren Fragestellungen im schulischen Kontext
(Legasthenie, Konzentrationsprobleme, Schulangst, usw.). Da ist
meine 3-jährige Yuna als geprüfte Therapiebegleithündin (von
TAT – Tiere als Therapie) Gold wert und stets eine hilfreiche und
gern gesehene Co-Therapeutin in meiner Praxis.
Warum? Weil sie Stress abbaut, Liebe, Aufmerksamkeit und
Zuwendung mit vollen Pfoten verschenkt und gerne jedem ein
geduldiges Ohr schenkt oder sofort ein Taschentuch bringt,
wenn mal eine Träne kullert oder die Nase läuft. Das ist alles
wunderbar und unschätzbar wertvoll.
Aber was noch viel wichtiger ist: Yuna motiviert – wortlos.
Wo ausgeklügelte Belohnungssysteme an ihre Grenzen kommen
oder längst inflationär verebbt sind, wo Frustration und
Misserfolg jegliches Selbstvertrauen in den Boden gestampft
haben, wo Prüfungsangst Leistung fast unmöglich gemacht hat,
trifft ein Schwanzwedeln in Kombination mit dem treuherzigen
Hundeblick auf die Kinderseele und sagt: „Wir schaffen das
gemeinsam, versuch’ es für mich!“
Bislang konnte niemand dieser stillen Magie widerstehen!
Da ist z.B. diese wirklich unnötig schwierige Rechtschreibung,
die vielen Kindern das Leben schwer macht und Schularbeiten
mehr rot als blau färbt. Manche Korrekturstifte bemühen sich
zwar in rosa oder grün, was es aber selbst bei bester Absicht für
das betroffene Kind nicht besser macht. Der Fokus liegt am
Fehler. Klingt nicht besonders motivierend, wenn man die Kinder
(oder mich) fragt. Was aber, wenn Yuna die „Korrektur“ übernimmt,
weil sie – man höre und staune – lesen und schreiben
kann? Oh Yeah! Hier haben wir kein Motivationsproblem! Ganz
im Gegenteil: die Kinder sind kaum zu bremsen in ihrem Output,
der wiederum Yuna zur Überprüfung vorgelegt wird. Und
spannende Sekunden vergehen, während Yuna konzentriert
„liest“ und dann mit einem gezielten Tatzenschlag auf einen
Buzzer ihre „Oh Yeah“-Zustimmung gibt oder eben nicht, falls
doch noch nicht alles so ganz passt. Doch selbst Letzteres
motiviert, denn nach erfolgreicher Fehlersuche, freuen sich Kind
und Yuna wieder auf den Sound des Buzzers.
Zugegeben – hier hat die Magie nun ihre Grenzen und das
Geheimnis dahinter ist ein gut trainierter Trick, der unter exakte
Signalkontrolle gestellt wurde, damit Yuna in all dem
sprachlichen Hintergrundrauschen sofort ihr Kommando hört,
um den Buzzer gegebenenfalls rasch zu betätigen. Die
Aufmerksamkeit jedoch, mit der Yuna den Handlungen des
Kindes folgt und ihr Interesse für alles, was geschieht, sind jedoch
wieder von selbst mit dabei, ganz ohne Training oder
Kommando. Außerdem: „Wenn Yuna das kann, dann kann ich
das auch!“, denkt der befreite Verstand und lernt am Erfolg.
Oh Yeah!
Mag. Nadja Flickinger, Klinische- und Gesundheitspsychologin
1030 Wien, Praxis am Stadtpark, Oktober 2018
Alexander’s Unique Abhy-Yuna (kurz: Yuna)
Fotos von Kindern mit freundlicher Genehmigung der Eltern.